Wie geht Beteiligung?

Jugendbeteiligung bedeutet, dass junge Menschen aktiv an Entscheidungsprozessen teilhaben. Dies wird auch Jugendpartizipation genannt. Partizipation kommt vom lateinischen Wort „particeps“, welches mit „an etwas teilnehmend, teilhaftig“ übersetzt werden kann. Dabei sind alle Bereiche gemeint wie zum Beispiel die Familie, die Schule, die Verbandsarbeit und das politische Engagement.

Wo fängt Beteiligung an?

Wo fängt Beteiligung an?

Was also ist dir besonders wichtig, was willst du verändern? Wenn du nicht mitmischst, wer dann? Wir brauchen dich, deine Gruppe, einfach alle, die etwas bewegen wollen. 

Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu beteiligen oder andere zu beteiligen. Lasst uns da gemeinsam tiefer eintauchen: ihr erhaltet Infos, Tipps, Materialien, Methoden und Aktionsideen. Ihr probiert verschiedene Instrumente von Beteiligung aus und setzt eure Themen auf die Agenda und verfolgt diese weiter.

Das kann anstrengend sein, es führt nicht immer direkt zum Erfolg, es bringt vielleicht auch Konflikte mit sich. Aber wenn du nicht lockerlässt, machst auch du die Erfahrung, dass du nach einer Enttäuschung beim nächsten Anlauf schon viel weiterkommen kannst, dass Kompromisse keine schlechte Sache sein müssen, dass deine Stimme zählt, und dass du etwas bewegen kannst. Es mag ein längerer Weg sein, aber der erste Schritt zählt schon. Wenn mal was nicht gelingt, schaut, woran es lag und versucht es neu, vielleicht mit anderen Mitteln und ihr kommt ein Stück weiter.

Beteiligung ist kein Selbstzweck, es ist ein Instrument. Dein Instrument! Mit mehr Beteiligung kannst du deine Themen auf die Agenda setzen, dich für deine Interessen und Bedürfnisse LAUTSTARK machen, deine Rechte vertreten. 

Wie beteilige ich mich aktiv?

Wie beteilige ich mich aktiv?

Nehmt euch Zeit, schaut euch um und überlegt alle gemeinsam, wie ihr in eurem Umfeld, in eurer Gruppe, in eurer Klasse, in eurem Team mehr Beteiligung insbesondere von jungen Menschen erreichen oder ausweiten könnt.

Instagram steht für die Kommunikation zur Kampagne an erster Stelle. Auf einem eigenen Lautstark Kanal findest du Informationen zur Kampagne, Wissenswertes zu Kinderrechten und Beteiligung sowie Projektideen. Über diesen Kanal kannst du ins Gespräch kommen und dich beteiligen: kommentiere, stimme bei Umfragen ab, nutze die Hashtags für eure Social Media Inhalte zur Kampagne und zum Thema!

Diese Kampagnenwebseite bündelt die wichtigsten Informationen zur Kampagne. Sie ist deine Anlaufstelle für den Download von Materialien und Methoden zur Kampagne. Du findest dort außerdem die Projekte anderer JRK-Gruppen zur Inspiration. Auch könnt ihr uns uns von Projekten eurer Gruppe berichten und eure Stimme zeigen.

Eine weitere Kommunikationsmöglichkeit ist der Öffentliche Raum, um gesehen und gehört zu werden. Insbesondere im dritten Kampagnenabschnitt soll dies zunehmend genutzt werden, um Botschaften auch über den Verband hinaus zu vermitteln.

Zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung kannst du an unseren digitalen Treffen teilnehmen. Diese sind für alle Interessierten im JRK offen, die daran arbeiten, die Kampagne in ihren Gliederungen ins Rollen zu bringen und am Laufen zu halten.


Der Weg nach oben

Beteiligt sein oder nicht beteiligt sein? Beteiligung ermöglichen oder nicht ermöglichen? Das sind hier die Fragen. Es gibt ein Modell, welches die verschiedenen Formen von Beteiligung bei Entscheidungsprozessen sehr gut aufzeigt. Es ist wie eine Pyramide aufgebaut und umfasst vom Boden bis zur Spitze 7 Stufen. Seid ihr bereit zu klettern?

Je höher die Stufe, umso mehr Beteiligung, je niedriger die Stufe, umso weniger Beteiligung findet statt. Das bedeutet aber nicht, dass eine höhere Stufe immer besser als eine niedrigere Stufe ist oder unbedingt immer die Spitze der Pyramide erreicht werden muss. Es hängt von der Situation ab, welche Beteiligungsstufen gut geeignet sind, denn nicht immer können alle alles zusammen entscheiden.

Lasst uns daher gemeinsam schauen und hinterfragen:

  • Wo haben wir schon Beteiligung?
  • Wo ist mehr Beteiligung möglich?
  • Wo ist mehr Beteiligung sogar dringend erforderlich?
  • Was liegt bei euch, wo müsst ihr tätig werden, was liegt bei anderen, wo müssen andere was tun?
  • Wie können wir Beteiligung ausweiten und auf der Beteiligungspyramide immer höher hinaufklettern?

Das Modell macht einen Unterschied zwischen Vorstufen von Beteiligung, Stufen von Beteiligung und Eigenaktivitäten. Was der Unterschied ist? Bei Vorstufen werden die Beteiligten einbezogen, sie können mitreden. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass dies bei den Entscheidungen dann auch tatsächlich berücksichtigt wird. Das Mitreden kann hier, muss aber keine Auswirkung haben. Das unterscheidet die drei Vorstufen von den drei Stufen der Beteiligung. Dort kann Einfluss auf die Entscheidung genommen werden. 

Die Vorstufen von Beteiligung sind immer besser als keine Beteiligung. Das sollte unser Minimal-Ziel sein. Es kann auch sehr gute Gründe dafür geben, dass in einer bestimmten Situation keine höhere Stufe von Beteiligung möglich ist. Beispiele sind unter anderem die Verantwortung für das Kindeswohl, Arbeitsschutz, erforderliches Fachwissen, Budgetverantwortung, Zeitdruck für Entscheidungen, Strukturen im Verband wie das Delegiertensystem.


Fallen euch noch weitere ein? Sind das gute Gründe für den aktuellen Grad von Beteiligung? Lasst uns genau das unter die Lupe nehmen, denn möglicherweise ist auch einfach viel mehr drin! Was denkt ihr?

Wenn wir uns Beteiligung anschauen, dann gibt es 2 Perspektiven:


a) Zum einen diejenigen, die von Entscheidungen betroffen sind. Sie möchten sich an der Entscheidungsfindung beteiligen, vielleicht sollten sie es sogar, um ihre Interessen zu vertreten.

b) Zum anderen diejenigen, die Entscheidungen treffen und Beteiligung zulassen und ermöglichen oder eben auch nicht.

Zwischen beiden Perspektiven gibt es ein Ungleichgewicht bei der Entscheidungsmacht. Wie stellen wir sicher, dass wir trotzdem auf Augenhöhe miteinander kommunizieren? Beide Perspektiven sind nicht immer klar zu trennen, auch verläuft die Trennlinie nicht unbedingt zwischen Personen und Gruppen bzw. unbedingt nach Alter oder Funktion. Vielleicht kennst du selbst sogar schon beide Perspektiven? Beide Perspektiven müssen für eine gelungene Beteiligung zusammenkommen. Die Macht sei mit euch! 

Tipp:

Erklettert die Beteiligungspyramide anhand des Posters und der Beteiligungskarten. Besprecht euch, füllt die Karten aus und pinnt sie auf das Poster. Die Materialien dazu findet ihr hier: lautstark-jrk.de/materialien

Ihr könnt auch eine Pyramide aus Kisten, Kartons oder Würfeln selbst bauen. Euer Plüscherdmännchen könnt ihr dann direkt auf die Stufe stellen, auf der ihr euch gerade befindet. Oder ihr nutzt Washi-Tape und klebt die Pyramide auf den Boden. Der Vorteil hier ist, dass ihr euch bei Diskussionen, Methoden und Spielen in den jeweiligen Stufen aufstellen könnt. Das LAUTSTARK-Washi-Tape enthält genau die 3 Farben, mit denen ihr die Stufen der Beteiligungspyramide unterscheiden könnt.


Beteiligungspyramide

Lasst uns jetzt die 7 Stufen mal genauer anschauen: 

Informieren

Stufe 1

a) Ihr informiert euch, welche Entscheidungen anstehen oder schon getroffen wurden. Was steckt dahinter?

b) Ihr informiert andere zu Entscheidungen und deren Hintergrund, ihr seid transparent. So können sich diejenigen, die betroffen sind, besser darauf einstellen.

Meinungen einbringen

Stufe 2

a) Ihr geht auf diejenigen zu, die Entscheidungen treffen und lasst eure Meinung hören. Es liegt aber nicht in eurer Hand, ob dies die Entscheidung dann auch tatsächlich beeinflusst.


b) Ihr holt die Meinungen von denjenigen ein, die von der Entscheidung betroffen sind. Wie sehen sie das, was ist ihre Position? Ob dies dann eure Entscheidung tatsächlich beeinflusst, bleibt aber offen.

Vorschläge einbringen

Stufe 3

a) Ihr wisst am besten, was eine Entscheidung für euch bedeutet? Dann gebt Tipps, macht Vorschläge, bringt Ideen ein, wie es eurer Meinung nach besser geht. Am besten natürlich, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Eine Garantie, dass sich diese Vorschläge dann auch in der Entscheidung wiederfinden, gibt es hier noch nicht.


b) Die von Entscheidungen Betroffenen sind oft die größten Expertinnen und Experten in eigener Sache. Nutzt diesen Erfahrungsschatz, holt euch dieses Wissen ein und profitiert bei der Entscheidungsfindung davon! Es erfolgt aber keine Zusicherung, dass die Vorschläge auch wirklich berücksichtigt werden.

Gemeinsam entscheiden

Stufe 4

a) Ihr trefft gemeinsam Entscheidungen. Ihr könnt Vorschlägen zustimmen oder nicht zustimmen, das hat einen direkten Einfluss auf die Entscheidung.


b) Ihr lasst Mitbestimmung zu: ihr besprecht die Ausgangslage und Möglichkeiten gemeinsam und stimmt ab, welche Entscheidung getroffen wird.

Teils selbst entscheiden

Stufe 5

a) Ihr trefft in bestimmten Bereichen eigenständige Entscheidungen. Das kann sich auf die Organisation, die Finanzen und / oder die inhaltliche Ausgestaltung beziehen. Ihr setzt eure Vorstellungen um, ohne vorher eine Erlaubnis einholen zu müssen.


b) Ihr gebt die Entscheidungskompetenz teilweise ab: lasst die Betroffenen selbst entscheiden! Diese Entscheidungen werden ohne euch getroffen.

Alles selbst entscheiden

Stufe 6

a) Ihr habt die volle Entscheidungsmacht über Organisation, Finanzen und Inhalte. Alles eure Entscheidung!


b) Ihr übertragt die Entscheidungskompetenz und lasst die Betroffenen selbst entscheiden. Ihr seid aber da, unterstützt und begleitet.

Eigene Projekte organisieren

Stufe 7

a) Ihr organisiert euch selbst und setzt euer Projekt eigenständig um. Hier liegt alles komplett bei euch, z.B. auch die Frage wie ihr das Projekt finanziert oder wie ihr euch Unterstützung dazuholt. Es ist nicht vorgesehen, dass jemand begleitet oder Hilfestellung gibt. Ihr seid völlig unabhängig davon, ob euch jemand Beteiligung zugesteht oder nicht, denn ihr macht ganz euer Ding.

b) Hier seid ihr raus. Ihr könnt euch entspannt zurücklehnen oder an anderen Aufgaben und Projekten arbeiten. Die machen das schon, Respekt! Und wenn nicht und ihr um Unterstützung gebeten werdet, seid ihr gern da, um mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Und? Wo steht ihr? Besprecht in der nächsten Gruppenstunde doch mal, welche Entscheidungen euch betreffen. Wer trifft diese Entscheidungen und warum? Ist das gut so und kann so bleiben oder sollte da ein bisschen oder viel mehr Beteiligung sein? Was macht Sinn und wie kommt ihr dahin? Auf die Plätze, fertig, klettert los!

Quellen Gaby Straßburger | Judith Rieger (Hrsg.) 2019: Partizipation kompakt – Für Studium, Lehre und Praxis sozialer Berufe (2. überarbeitete Auflage), Beltz Juventa, S. 9-39 JUGEND PRÄGT (Landesjugendring Thüringen e.V.) 2020: Partizipation einfach erklärt! I Wie Jugendbeteiligung gelingen kann. [online] Zugriff am 31.03.2023 https://www.youtube.com/watch?v=oD2YqH2ZJBE 


Von jungen und junggebliebenen JRK-Mitgliedern

Beteiligungsmöglichkeiten gibt es wie Sand am Meer, aber wie machen wir so richtig Welle? 

Es gibt Möglichkeiten der Mitbestimmung im Alltag: u.a. in der Schule, an der Uni, im Betrieb, in Jugendverbänden, in Jugendtreffs, in Vereinen und Initiativen. Weitere Mitbestimmungsmöglichkeiten gibt es innerhalb von politischen Strukturen: u.a. in Jugendgemeinderäten, Jugendringen und in Jugendparlamenten, bei einigen Wahlen ab 16 oder 18 Jahren, in Jugendkonferenzen und bei kommunalen Projekten. 

Über die Mitgliedschaft im Jugendrotkreuz bist du also schon mal gut mit dabei: die Organisation in Jugendverbänden bietet jungen Menschen viele Möglichkeiten sich zu beteiligen und selbstbestimmt ihre Interessen zu vertreten. Dabei steht ein meist längerfristiges ehrenamtliches Engagement vor allem innerhalb der Freizeit und im Alltag im Vordergrund. Wie bei euch! 

Lasst uns daher genau hier starten, wie sieht das konkret bei uns im Verband mit der Beteiligung aus? Wo stehen wir und wo wollen wir hin? Was brauchen wir und wen brauchen wir dafür? Wie sind unsere Aktivitäten im Verband in Hinsicht auf die Beteiligung junger Menschen einzuordnen? Sind wir schon ziemlich weit oben auf der Beteiligungspyramide? 

Schauen wir uns ein paar Beispiele an:


Gruppenarbeit 

Gruppenarbeit 

In den JRK-Gruppen stellt ihr coole Projekte und Aktionen auf die Beine und bringt euch wichtige Themen voran. Schon hier gibt es viele Räume für Beteiligung für Gruppenmitglieder und Gruppenleitungen. Als Gruppenmitglied könnt ihr zum Beispiel eure Wünsche zu Inhalten äußern und Themen einbringen. Eure Gruppenleitung ist dabei für euch da, denn es gibt viele Gründe, warum es eine gute Leitung braucht. Hast du schon mal überlegt selbst eine Gruppenleitung zu übernehmen, wenn du 16 Jahre bist und die dafür erforderlichen Kurse machst? Vielleicht wäre das ja was für dich und vielleicht kannst du auch schon jetzt deine Gruppenleitungen mit Aufgaben unterstützen? Als Gruppenleitung kannst du Räume für Beteiligung und Mitbestimmung schaffen und ausbauen.

Aktionen & Projekte 

Aktionen & Projekte  

Du kannst bei vielen Aktivitäten im Jugendrotkreuz Verantwortung übernehmen und dich bei Entscheidungen einbringen, ob nun bei Zeltlagern, Freizeiten, Wettbewerben, bei der Kampagnenarbeit, im Schulsanitätsdienst und vielem mehr. Das macht mega Spaß und du siehst die Ergebnisse deiner Beteiligung. Manchmal kann es auch ziemlich anstrengend sein, aber hey, warum nicht mal ausprobieren? Check doch gleich mal die Möglichkeiten bei dir vor Ort!

Arbeitsgruppen  

Arbeitsgruppen  

JRK-Arbeitsgruppen (AGs) oder JRK-Projektgruppen gibt es für verschiedene Themen (wie zum Beispiel Wettbewerbe, Vielfalt, Kampagne, Social Media, zeitliche begrenzte Projekte wie Feste und Zeltlager) und auf verschiedenen Ebenen (Orts- und Kreisebene, Bezirksebene, Landesebene, Bundesebene). Hier kannst du deine Ideen und Erfahrungen z.B. in die Erarbeitung von Methoden und Arbeitshilfen einfließen lassen und / oder Veranstaltungen (mit)organisieren. Du gestaltest direkt mit, manchmal sehr sichtbar wie beim LAUTSTARK-Sockendesign! Das geht auf die Entwürfe der AG Kampagne zurück. Schau doch direkt mal, bei welchen AGs du mitmischen kannst! Frag bei dir vor Ort nach!

Gremien

Gremien  

JRK-Gremien sind gewählte Interessenvertretungen. Die Gremien gibt es auf verschiedenen Ebenen (Orts- und Kreisleitung Bezirksleitung Landesleitung, Bundesleitung). In den Gremiensitzungen treffen die im Verband gewählten Vertretenden die Entscheidungen, sie verabschieden Beschlüsse. Auf dort getroffene Entscheidungen kannst du also Einfluss nehmen, indem du deine Interessenvertretung wählst oder dich für die Wahl aufstellen lässt und dann vor Ort im Gremium mitentscheidest, wenn du gewählt wurdest. Was du genau für eine bestimmte Gremienfunktion brauchst, wie du dort mitmischen kannst und was genau wo und ab welchem Alter geht, erfährst du bei deinem JRK vor Ort bzw. bei deinem Landesverband.

Internationale Netzwerk- und Gremienarbeit  

Internationale Netzwerk- und Gremienarbeit  

Auch auf internationaler Ebene ist das JRK über Delegierte in Jugendnetzwerken der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung vertreten und damit an dort getroffenen Entscheidungen beteiligt. Weißt du wer aktuell an dieser Stelle für das JRK mitmischt und wofür EYN, EYCC und EYCM stehen? Nicht zu 100%? Dann informier dich und wenn dir dann noch nicht der Kopf schwirrt von all den Abkürzungen und du das spannend findest, dann bist du vielleicht unsere nächste delegierte Person auf dem EYCM? Warum nicht auch Ziele in Angriff nehmen, die etwas weiter entfernt scheinen?

Veranstaltungen

Veranstaltungen

Auch außerhalb von Wahlen, Abstimmungen und konkreten Entscheidungsprozessen könnt ihr eure Stimme hören lassen und eure Interessen sichtbar machen. Beispielsweise auf Veranstaltungen des JRK, DRK und auch außerhalb des Verbandes braucht es unbedingt junge Menschen, die teilnehmen, mitdiskutieren und ihre Sichtweise einbringen. Die Hürden für solche Veranstaltungen sind mitunter hoch, erst recht, wenn sie zu Schulzeiten stattfinden, die Aufsichtspflicht und die Anreise organisiert werden müssen. Davon sollten wir uns aber nicht abschrecken lassen und nach unseren Möglichkeiten alles dafür tun, die Barrieren Stück für Stück abzubauen bzw. dies LAUTSTARK einzufordern. Bis es selbstverständlich ist, dass junge Menschen, und dabei auch unter-18-Jährige, an Veranstaltungen teilnehmen und überall dort mitreden, wo es um Themen geht, die sie betreffen!

Beteiligungsformate

Beteiligungsformate

in einigen Prozessen werden Beteiligungsmöglichkeiten angeboten, durch die Ideen, Feedback und Wünsche in die Prozessergebnisse einfließen können (wie zum Beispiel Workshops, Umfragen, Diskussionsrunden). Das kann ebenfalls eine gute Chance sein, das mit einzubringen, was uns besonders bewegt. Damit beim Ergebnis auch tatsächlich berücksichtigt wird, wie verschiedene Themen insbesondere junge Menschen in ihrem Alltag beeinflussen. In welchem Umfang sich diese Beteiligung dann tatsächlich im Ergebnis wiederfindet, sollten wir dabei immer hinterfragen, damit es sich nicht um eine Scheinbeteiligung handelt. Dabei sieht es nur so aus, als ob Beteiligung stattfindet. Mit Scheinbeteiligung können sich diejenigen schmücken, die die Entscheidungen treffen. Für diejenigen, die sich an dem Prozess beteiligen, macht sie aber keinen (wirklichen) Unterschied. Das ist nicht immer einfach zu erkennen, lasst uns dem auf den Grund gehen. Welche Beteiligungsformate kennt ihr noch, wie ordnet ihr diese ein?

Aber was hat das jetzt alles mit dem Alter zu tun? JRK-Mitglieder sind zwischen 6 und 27 Jahre alt. Einige Funktionen können erst ab 16 oder 18 Jahren übernommen werden. Das hat meist mit dem gesetzlichen Rahmen zu tun, ab wann bestimmte Verantwortungen übernommen werden dürfen. Denn wenn etwas passiert, muss die Person dann auch dafür grade stehen. Es gibt auch Altersgrenzen nach oben, zum Beispiel müssen Delegierte für das EYCM unter 30 sein. Im Jugendrotkreuz gibt es für Leitungsfunktionen eine Regelung, dass Leitungskräfte auch älter als 27 Jahre sein können. Es gibt nicht wenige junggebliebene Aktive im JRK, die häufig schon im Jugendrotkreuz groß und älter geworden sind und dort wichtige Aufgaben und Funktionen übernehmen. Zum Glück, denn brauchen wir nicht alle Unterstützung, die wir bekommen können? Und haben im Jugendverband nicht sowieso die Jungen das Sagen, weil das der Name Jugendverband ja sowieso schon ausdrückt?

Finden sich überhaupt genug junge Menschen, die neben Schule, Familie, Hobby noch ein Ehrenamt schultern können? Können nicht auch Junggebliebene im Verband selbstverständlich die Interessen von Kindern und Jugendlichen vertreten und sich in deren Position eindenken bzw. diese weitertragen? Und sind die Erfahrungen von denjenigen, die schon länger dabei sind, nicht gerade wichtig für einen starken Verband? Ist es überhaupt eine Altersfrage, wie und was entschieden wird? Wie seht ihr das? Wie ist das bei euch? 


KINDER AN DIE MACHT!

Diese Kapitel richtet sich in erster Linie an diejenigen, die im Verband Entscheidungen treffen, und das auf allen Ebenen. Aber nicht nur, denn vielleicht triffst du heute noch keine Entscheidungen (mit), morgen aber vielleicht schon. Auch könnt ihr diese Themen am besten zusammen besprechen, diskutieren, durchaus auch mal streiten und im Ergebnis gemeinsam voranbringen. Dafür könnt ihr eine Auswahl an Methoden, Spielen und Materialien für verschiedene Altersgruppen nutzen.

Was meint ihr: bedeutet Jugendverband nicht automatisch, dass die Jugend das Sagen hat? Können Kinder und Jugendliche ganz selbstverständlich mitreden und mitentscheiden? Sehen junge Menschen das selbst auch so, wenn sie gefragt werden? Kinder- und Jugendbeteiligung schließt alle jungen Menschen ein – unabhängig vom Alter, auch die ganz jungen. Es sollte nicht den jungen Menschen überlassen werden, allein für ihr Recht auf Beteiligung kämpfen zu müssen. Wie können wir selbst dem Anspruch gerecht werden, mehr Beteiligung zu ermöglichen, zu fördern und vielleicht auch einzufordern? 

Denkst du manchmal: ich habe die Erfahrung, ich weiß, wie es läuft, ich weiß was gut funktioniert? Denkst du manchmal: jungen Menschen fehlt die Erfahrung, die können das noch nicht einschätzen, die sind noch nicht so weit, ich muss das jetzt mal machen? Denkst du manchmal: ich will mich ja mehr rausnehmen, aber von den jungen Menschen meldet sich niemand, um was zu übernehmen, die haben ja auch eh schon so viel zu tun mit Schule, Ausbildung, Beruf, Hobby und Ehrenamt, ich nehme denen einfach mal was ab? Findest du dich selbst oder Mitglieder, die du kennst, darin wieder? 

Vielleicht verlassen wir uns zu sehr darauf, dass auf eingeschliffenen Bahnen alles gut rollt? Vielleicht kommt uns das entgegen und ist viel bequemer, wenn wir alle so weitermachen, wie wir es gewöhnt sind? Vielleicht eröffnen sich aber auch ganz neue Horizonte, wenn wir die ausgetretenen Pfade verlassen? Vielleicht gibt es noch viel mehr Raum für Beteiligung, wenn wir ihn aktiv schaffen, öffnen und einladend gestalten? Was denkt ihr, was können wir konkret tun, wo können wir ansetzen? 

Lasst uns ein paar Aspekte untersuchen, darüber hinaus gibt es aber sicher noch viele mehr!


1. Die eigene Rolle hinterfragen 

1. Die eigene Rolle hinterfragen 

Fangen wir bei uns selbst an und schauen kritisch in den Spiegel: Wo stehen wir selbst innerhalb der Verbandsstrukturen? Welche Entscheidungen treffen wir aus welchen Gründen, welche Entscheidungsmacht haben wir dabei? Welche Entscheidungen treffen wir stellvertretend für andere? Wodurch ist dieses stellvertretende Entscheiden gerechtfertigt? Welche Meinungen und Interessen der betroffenen Personen berücksichtigen wir in welchem Umfang bei diesen Entscheidungen? Wie groß ist das Ungleichgewicht bei der Entscheidungsmacht? Wie profitiere ich selbst davon, macht es das für mich im Alltag einfacher? Gibt es Situationen, in denen diese Entscheidungsmacht die Grenzen von Kindern und Jugendlichen überschreiten und sie in ihrer Würde verletzen kann? Benachteilige ich Kinder und Jugendliche nur aufgrund ihres Alters und weil sie dadurch vermeintlich weniger wissen und können? Ein Ungleichgewicht in der Entscheidungsmacht an sich ist nicht problematisch, wenn mit dieser Macht reflektiert und verantwortungsbewusst umgegangen wird. Ziel sollte es immer sein, auch bei einem Gefälle von Alter, Wissen, Erfahrung und Können gleichwürdige Beziehungen herzustellen. Dabei geht es darum, sich auf Augenhöhe zu begegnen: um gegenseitigen Respekt, Wertschätzung, Anerkennung und Offenheit füreinander. Wir haben alle die Chance dazu zu lernen und voneinander zu lernen. Wie schätzt ihr eure Rolle bei Entscheidungen ein?

2. Transparenz + Kommunikation

2. Transparenz + Kommunikation

Beteiligung heißt nicht, dass alle alles entscheiden oder bei wirklich allem mitreden müssen. Aber es muss transparent sein, wie Entscheidungen ablaufen und an welcher Stelle und wie Entscheidungen beeinflusst werden können. Dafür können Regeln und Grenzen gerecht und verantwortungsbewusst aufgestellt, begründet und wo immer möglich ausgehandelt werden. Hierbei ist es wichtig, dass zu anstehenden oder getroffenen Entscheidungen informiert wird. Es lohnt sich genauer hinzuschauen, mit welchen Informationskanälen und welcher Art von Kommunikation, die von Entscheidungen Betroffenen am besten erreicht werden. Wie, wann und mit wem kommuniziert ihr?

3. Einflussnahme

3. Einflussnahme

Partizipation beruht auf klaren Vereinbarungen die regeln, wie Entscheidungen gefällt werden und wie weit das Recht auf Mitbestimmung reicht. Wichtig für Partizipation ist aber, dass bei Entscheidungen tatsächlich mitgewirkt und Einfluss auf das Ergebnis genommen wird. Wenn die eigene Meinung zwar gesagt werden kann, dies aber keinerlei Einfluss hat, ist dies auch keine echte Beteiligung. Dann sind wir noch bei den Vorstufen von Beteiligung am Fuße der Pyramide. Beteiligungsmöglichkeiten sollte daraufhin abgeklopft werden, inwieweit sie eine Einflussnahme zulassen. Manchmal sieht es auch nur so aus, als ob es einen Unterschied machen könnte, jedoch hat die eigene Beteiligung keinerlei Auswirkungen. Lasst uns nicht in die Scheinbeteiligungsfalle tappen und vorab klarstellen, welcher Einfluss auf welche Art genommen werden kann. Im besten Falle ist das dann auch
überprüfbar. Wir wollen mit der Kampagne unbedingt Youthwashing verhindern: Bei Youthwashing (analog zum Begriff Greenwashing) werden junge Menschen und deren Stimmen nur genutzt, um besser auszusehen und dazustehen, es findet aber kein wirklicher Dialog und keine echte Beteiligung statt. Welche Einflussnahme bei Ergebnissen seht ihr schon und wo ist dies noch möglich?

4. JRK-Gruppenarbeit

4. JRK-Gruppenarbeit

Wie sieht das konkret in eurer JRK-Gruppe aus? Wie läuft die Entscheidungsfindung bei euch in der Gruppe ab? Wie kommen die Gruppenmitglieder gut an Infos, was als nächstes auf dem Plan steht? Gibt es Themen, bei denen die Meinungen der Gruppe berücksichtigt werden? Gibt es Themen, die gemeinsam bestimmt werden? Gibt es sogar Themen, welche die Gruppenmitglieder eigenständig entscheiden können, zum Beispiel eine Gruppenstunde selbst planen und gestalten? Wenn noch nicht, vielleicht ist es an der Zeit, das auszuprobieren? Was gibt es dabei zu bedenken, vorzubereiten und wie ist das so für die ganze Gruppe?

Die Gruppenleitungen werden im besten Fall von der ganzen Gruppe gewählt, so steht das in der JRK-Ordnung (3.2.2). Das ist nicht in allen JRK-Landesordnungen festgeschrieben und tatsächlich in der Realität mitunter auch nicht immer einfach. Zum Beispiel, wenn es nicht viele Leute gibt, die Gruppenleitung machen können oder wollen. Aber vielleicht ist auch in dieser Situation eine Gruppenleitungswahl von Vorteil? Auch wenn es nur eine Person gibt, die kandidiert, kann diese berichten, welche Pläne sie mit der JRK-Gruppe hat, warum sie dies gern machen möchte und wie sie sich die Zusammenarbeit und Gemeinschaft in der Gruppe vorstellt. Oder was meint ihr? Vielleicht testet ihr das mal aus und veranstaltet eine Gruppenleitungswahl? So richtig mit selbst gebastelten Wahlplakaten, Wahlurnen und Stimmzetteln, mit kleinen Wahlkampfreden und Interviews. Wahlen sind eine wichtige Möglichkeit der Beteiligung und legitimieren die gewählten Leitungen. Warum nicht direkt in eurer Gruppe anfangen, seid ihr dabei?

5. (Einfach?) mal loslassen

5. (Einfach?) mal loslassen

Wer kennt das nicht? Irgendwie ist immer zu wenig Zeit, zu wenig Geld, zu wenig personelle Unterstützung da. Manchmal gibt es ein eingespieltes Team, Routinen, die sich bewährt haben. Wieso sollte genau das dann nicht genutzt werden, weil es doch einfach sinnvoll ist? Mehr Köchinnen und Köche an den Topf zu lassen, kann für alle Beteiligten mehr Mühe machen und vielleicht ist der Brei auch mal zu salzig oder zu süß, aber wo anfangen, wenn nicht hier bei uns in der täglichen Jugendverbandsarbeit? Lohnt es sich nicht auf allen Ebenen zu schauen, wo und wie mehr Beteiligung möglich ist? Wo kann Entscheidungsmacht mal abgeben werden, einen Teil davon oder für ein zuvor abgestecktes Vorhaben mal ganz? Auch innerhalb von wichtigen Eckpfeilern wie Aufsichtspflicht und Gewährleistung der Sicherheit von Kindern und Jugendlichen lassen sich Räume von Mitsprache und Mitbestimmung schaffen, öffnen oder erweitern. Wo seht ihr diese Räume? Wie können wir alle voneinander lernen, vielleicht auch aus Fehlern, die wir ja alle mal machen? Nehmt euer Miteinander in der Gruppe, in den Gremien, bei Aktionen, Projekten und Veranstaltungen unter die Lupe und diskutiert gemeinsam:

  • ob und wie es vielleicht auch anders ablaufen kann, wenn zusätzliche Möglichkeiten für Beteiligung geschaffen werden,
  • wer wofür verantwortlich ist, sein kann und aufgrund z.B. des Alters auch sein darf,
  • wo die Grenzen von Mitbestimmung sind,
  • an welcher Stelle vielleicht auf Wunsch hin unterstützt werden kann oder aufgrund von Notwendigkeiten (wie gesetzlichen Rahmenbedingungen) eingegriffen werden muss,
  • wie am besten Werbung gemacht werden kann, damit die Türen zu Beteiligung auch wahrgenommen und genutzt werden,
  • wieviel Flexibilität und Toleranz es braucht, um auf unterschiedliche Bedürfnisse und Meinungen einzugehen und gemeinsam mit Fehlern zu wachsen.

Und? Ist es vielleicht viel einfacher oder noch viel schwerer als gedacht? Tauscht euch zu euren Erfahrungen mit Mehr Beteiligung ERMÖGLICHEN aus und probiert es gleich wieder. Übung ist alles!

6. Zugang zu Veranstaltungen

6. Zugang zu Veranstaltungen

Die Perspektiven, Vorstellungen und Ideen von jungen Menschen fehlen viel zu häufig bei Veranstaltungen. Oft werden Kinder und Jugendliche, insbesondere die unter-18-Jährigen gar nicht als mögliche Teilnehmende wahrgenommen und bei der Veranstaltungsplanung mitgedacht. Dabei sind junge Menschen von vielen Themen direkt betroffen, die Ergebnisse und Konsequenzen von Entscheidungen werden sie noch viel länger begleiten. Sollten junge Menschen daher nicht auch bei all diesen Themen mitreden können? Ist das nicht nur ein Recht, sondern nicht für alle auch eine Chance, um zu guten Entscheidungen zu kommen? Nicht alle Fachtagungen können für alle Zielgruppen geöffnet werden. Aber wir könnten uns immer fragen, ob das Thema der Veranstaltung direkt oder indirekt junge Menschen betrifft, entweder unmittelbar in der Gegenwart oder in ihrer Zukunft und wie wir, wenn es das tut, die Perspektiven und Meinungen von jungen Menschen am besten mit einbeziehen können. Konkret bedeutet das:

  • Ist eine persönliche Teilnahme möglich, wenn die Veranstaltung außerhalb von Schul-, Ausbildungs- oder Unizeiten stattfindet oder ist alternativ eine Freistellung möglich (über eine Einladung, Bescheinigung o.ä.)?
  • Können alternative Beteiligungsformate eingeplant werden, wenn eine persönliche Teilnahme absolut nicht möglich ist, z.B. über Workshops, Umfragen, Online-Treffen vorab, bei denen die Themen besprochen und Meinungen dokumentiert und dann bei der Veranstaltung stellvertretend präsentiert werden?
  • Wie können Veranstaltungsformate niedrigschwellig einen guten Einstieg ins Thema ermöglichen, damit eine Vielfalt an Teilnehmenden mitmachen kann und ein Austausch auf Augenhöhe gelingt? Das wissen sich nicht nur junge Menschen ebenfalls zu schätzen.
  • Wie finden die Perspektiven der jungen Menschen Eingang in die Ergebnisse der Veranstaltung, kann eine Scheinbeteiligung ausgeschlossen werden?
  • Wie können unter-18-Jährige an der Veranstaltung teilnehmen? Kann die Aufsichtspflicht und Anreise zur Veranstaltung innerhalb der Teilnehmenden des Landesverbandes oder anderweitig geregelt werden? Können z.B. Veranstaltungstandems gebildet werden, welche die Aufsichtspflicht abdecken und gleichzeitig den inhaltlichen Austausch fördern? 
  • Wie erfolgen Ansprache und Einladung, damit junge Menschen überhaupt erreicht werden und sich angesprochen fühlen? 
  • Wie kann eine Übernahme von Teilnahmegebühren und Reisekosten erfolgen, damit junge Menschen oder ihre Eltern dies nicht selbst bestreiten müssen?
  • Ist die Veranstaltungsplanung, z.B. das Rahmenprogramm auch etwas für jüngere Teilnehmende? Was muss ggf. in Hinsicht auf den Schutz von Kindern und Jugendlichen berücksichtigt werden?

Wie läuft das bei euren Veranstaltungen vor Ort? Werden die genannten Punkte bei der Veranstaltungsplanung mit geprüft? Sind junge Menschen auch bei der Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen beratend und unterstützend dabei?

7. Persönliche Ansprache und Unterstützung

7. Persönliche Ansprache und Unterstützung

Warum rennen uns junge Menschen bei der Übernahme von Verantwortung nicht alle Türen ein? Wieso ist da nicht immer eine lange Schlange von Bewerberinnen und Bewerbern bei Funktionen wie Gruppenleitung, Ortsleitung, Landesleitung, Bundesleitung? Wo liegen eurer Meinung nach die Gründe und was können wir alle tun, damit sich mehr junge Menschen auch aktiv beteiligen? 

Liegt es vielleicht daran, dass… 

  • viele sowieso schon einen vollen Tag haben, mit Schule, Ausbildung,Studium, Arbeit und Ehrenamt und es Bedenken gibt, sich zuviel aufzuladen? 
  • es nicht so einfach ist, die ersten Schritte zu wagen bei Aufgaben, die wir noch nicht gut kennen und bei denen wir uns nicht sicher sind, ob wir uns die wirklich zutrauen?
  • sich das Gefühl einschleicht, mit dem ganzen Engagement doch nicht genug zu erreichen? 
  • negative Vorerfahrungen mit Beteiligung gemacht wurden, vielleicht wurde die Person in der Vergangenheit nicht ernst genommen oder belächelt?
  • sich in jungen Jahren so schnell, so viel ändert, aber einige Funktionen auf längere Zeit ausgelegt sind?

Mitreden, mitmachen, mitmischen passiert nicht einfach so und von ganz allein. In den meisten Fällen stürzt sich niemand von heute auf morgen in die größten Herausforderungen. Es kann helfen, am Anfang kleine Schritte zu gehen und sich dadurch auszuprobieren. Dafür muss es Möglichkeiten geben, damit es nicht nur heißt: alles oder nichts.

Was wenn wir alle …

  • zusammen mit dem Wissen zu Beteiligungsformen auch Neugier auf Beteiligung vermitteln,
  • niedrigschwellige Angebote schaffen, damit junge Menschen mehr Beteiligung ausprobieren können, entweder als Übung in einem Planspiel, bei einem Argumentationsworkshop, einer U-16/18-Wahl oder noch besser direkt im Alltag mit der Übernahme einzelner Aufgaben, einer Gruppenleitungswahl, einer gemeinsamen Entscheidungsfindung,
  • junge Menschen zur Übernahme von mehr Verantwortung persönlich gewinnen und motivieren, sie ansprechen, sie ermutigen, die anstehenden Aufgaben gemeinsam durchsprechen und ihnen das Gefühl geben, nicht allein mit den neuen Challenges zu sein,
  • auf Augenhöhe kommunizieren, wertschätzend gegenüber Beteiligungsbeiträgen sind und dabei eine gemeinsame Verantwortung für das Ergebnis und unseren Verband herausarbeiten,
  • junge Menschen bei der Übernahme von Verantwortung unterstützen, mit Rat und Tat zur Seite, aber nicht im Vordergrund stehen, und uns auch mal zurücknehmen, damit andere zum Zuge kommen,
  • positive Beteiligungserfahrungen schaffen, bei denen die Wirksamkeit und der Erfolg von Beteiligung sichtbar wird, 
  • … 

Welche Hürden gibt es euer Ansicht nach noch, die eine Beteiligung von jungen Menschen ausbremsen? Wie würdet ihr die überwinden oder aus dem Weg räumen?

8. Altersstruktur im JRK

8. Altersstruktur im JRK

Wie sieht es mit der Altersstruktur bei Leitungsfunktionen und in den Gremien aus? Da ergibt sich ein sehr unterschiedliches Bild. Auf Bundesebene wurde im Jahr 2021 die jüngste JRK-Bundesleitung mit einem Altersdurchschnitt von unter 25 Jahren gewählt. Das hat sich inzwischen schon wieder verändert, klar, und so ist es in allen Gremien. Die Zeit fliegt und die Jahre purzeln nur so vor sich hin. Im Jugendrotkreuz sind die Mitglieder bis zu 27 Jahre alt, bei Leitungsfunktionen gibt es dagegen keine Altersbeschränkung. Damit können Engagierte am Ball bleiben und vieles im JRK reißen, auch das Wissen und die Erfahrung wandert nicht ab, sondern bleibt. Das ist super wertvoll und absolut nicht zu unterschätzen. Aber sollte es nicht unser Anspruch sein, sich mit den Jahren in die zweite, dritte oder vierte Reihe zurückzuziehen, um die jungen Menschen machen und entscheiden zu lassen? Können wir nicht auch von hier aus unser Wissen, unsere Erfahrung, unser Können einbringen und tatkräftig unterstützen? Haben wir schon wirklich alles versucht und getan, um junge Menschen dabei zu unterstützen, in neue Rollen und Aufgaben zu wachsen? 

Wie sieht es bei euch aus und wie schätzt ihr das ein? Ist es genau gut so wie es ist? Spielt das Alter überhaupt irgendeine eine Rolle? Oder sollten wir als Jugendverband unsere Leitungen und Gremien verjüngen, gerade hier, damit die Interessen von jungen und sehr jungen Menschen nicht stellvertretend von nicht mehr ganz so jungen Menschen vertreten werden? Brauchen wir vielleicht sogar eine Quote für das Alter in JRK-Gremien? Kann dies eine Veränderung bewirken und wollen wir das überhaupt? Was haltet ihr von Quoten im Allgemeinen? 

Die Meinungen gehen hier sehr auseinander, aber die Diskussion was dafür und dagegen spricht ist super spannend! Ihr könnt dies zum Beispiel auch anhand unseres JRK-Planspiels Die Jungen Verbandlinge in einer fiktiven Gremiensitzung diskutieren und beschließen, probiert es einfach mal aus. 


Was sind Kinderrechte?

Mit der UN-Konvention über die Rechte des Kindes (UN-KRK) werden erstmals eigene Rechte für Kinder festgeschrieben, welche die besonderen Bedürfnisse von Kindern berücksichtigen. Diese besonderen Bedürfnisse beziehen sich auf den Schutz, die Förderung, die Entwicklung und die Beteiligung von Kindern.